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Erfolgsgeschichte von Herrn Geisseler

Vom SAH Arbeitstraining zur Arbeitsstelle

Nach Schicksalsschlägen mit fast 60 Jahren einen neuen Arbeitsplatz zu finden ist nicht einfach – aber möglich. Heinz Geisseler gibt uns Einblick in seinen Weg zum neuen Job.

Wir treffen uns mit Heinz Geisseler an einem sonnigen Winternachmittag im Kantonsspital Obwalden, unweit des Bahnhofs Sarnen. Auf die freundliche Begrüssung mit warmem Händedruck folgt sogleich die Besichtigung seines Arbeitsplatzes: Die Logistikabteilung, genauer gesagt das Kleinteillager im Untergeschoss. In dichtgedrängten Regalreihen lagern hier notwendige Gegenstände, um den Betrieb im gesamten Spital wunschgemäss zu garantieren. Spritzen, Schläuche und Gefässe in allen Grössen und Formen, die Zahl der Objekte scheint endlos. Entsprechend ist es eine Herausforderung, den Überblick zu behalten. Und genau da kommen Geisseler und sein Team ins Spiel. Zusammen sorgen sie dafür, dass hier Ordnung und Sauberkeit herrscht und die entsprechenden Artikel an ihr Ziel gelangen. Tag für Tag treffen die Bestellungen aus den Stationen im Warenlager ein. Heinz Geisseler nimmt sie entgegen, rüstet entsprechende Sachen und bringt sie zum Bestimmungsort. Damit nichts ausgeht, erfolgen externe Nachbestellungen. Die Arbeit verlangt Übersicht, eine exakte Arbeitsweise und hohe Zuverlässigkeit. Attribute, die der Krienser mit sich bringt. Die Arbeit gefalle ihm sehr, er freue sich jeden Morgen, wenn er hierherfahre. Geisselers breites Lächeln unterstreicht die Worte nachdrücklich.

Doch nicht immer lief es so rund: Für gut zehn Jahre war er Postautochauffeur. Dann kam es zu einer Neuorientierung, woraufhin er eine andere Stelle antrat. Aufgrund der Pandemie wurde er da aber bald Opfer von Personalkürzungen. Es folgte eine schwere Zeit, geprägt von über 150 erfolglosen Bewerbungen. Das Traurigste, so die Worte Geisselers, seien jene unzähligen Male gewesen, in denen er gar keine Antwort bekam. Seine Voraussetzungen sind tatsächlich nicht optimal: Aufgrund psychischer und physischer Einschränkungen wurde ihm eine Arbeitsfähigkeit von 50 Prozent attestiert. Doch das grössere Hindernis sieht Heinz Geisseler in seinem Alter: Mit über 60 Jahren etwas Neues zu finden, sei schwer. «Ich bin da in einen Haufen reingeflogen, der nicht mehr interessant ist für den Arbeitsmarkt. Das gibt einem zu denken». Zum Glück kennt der passionierte Modellbauer Strategien, um mit der Arbeitslosigkeit umzugehen. Ein geregelter Tagesablauf sei z.B. unabdingbar. Pro Tag wendete er eine fixe Zeit für Bewerbungen auf. Erst dann «kamen die Hobbys und das Leben».

Die Sache kam erst wieder in Gang, als Heinz Geisseler durch die IV-Stelle Luzern beim SAH Zentralschweiz angemeldet wurde. Dort traf er Petra Huber-Infanger, Job Coach SAH Zentralschweiz. Mit ihr klärte er gezielt ab, was für Möglichkeiten ihm auf dem regulären Arbeitsmarkt überhaupt offenstanden. Die Kommunikation habe gut funktioniert. Sie habe ihm zugehört und seine Bedürfnisse respektiert. Im Rahmen vom «SAH Arbeitstraining» suchten die beiden geeignete Betriebe für einen sechsmonatigen, begleiteten Arbeitseinsatz. Dabei hat der 61-Jährige gemerkt, wie die vielen bestehenden Kontakte des SAH Zentralschweiz zu unterschiedlichen Firmen zum Tragen kamen. An zwei Orten konnte er bald Probearbeiten. Und bei einem war er erfolgreich: beim Kantonsspital  Obwalden.

Während den Folgemonaten machte er sich mit der Tätigkeit im Spital vertraut und stellte sein Können unter Beweis. Mit vollem Engagement packte er mit an, integrierte sich hervorragend ins bestehende Team und machte klar, dass jemand in seinem Alter einen passenden Arbeitsplatz finden kann. Zur Standortbestimmung führte er regelmässig Gespräche mit Petra Huber-Infanger. Alles verlief positiv. Ein fader Beigeschmack blieb jedoch, denn der Einsatz war bloss befristet. Herr Geisseler erinnert sich: «Ich war schon ein wenig niedergeschlagen, als ich nach diesen sechs Monaten gehen musste.» Erneut folgte die belastende Situation der Arbeitslosigkeit.

Der Zufall wollte es, dass es im Spital kurz darauf zur personellen Umstrukturierung kam. Eine Teilzeitstelle wurde frei. Seine ehemalige Vorgesetzte, Cornelia Häfeli, rief Heinz Geisseler an und fragte, ob er wieder zurückkommen möchte – diesmal unbefristet! Die Wahl kam nicht von ungefähr und fiel der Abteilungsleitung leicht. Heinz Geisseler habe bleibenden Eindruck hinterlassen. Sie hätten ihn und seine Arbeitsweise dank des «SAH Arbeitstrainings» kennengelernt. Er sei überaus freundlich zu allen gewesen und es habe nach Ende des Arbeitseinsatzes gar Leute gegeben, die sich nach ihm erkundigt hätten. Das Spital sei schliesslich wie eine riesengrosse Familie, deren Teil er nun wieder ist.

Massgeblichen Anteil an der Erfolgsgeschichte hat auch das SAH Zentralschweiz. Remo Ehrsam, Leiter der Logistikabteilung, schätzt die Zusammenarbeit mit der Fachorganisation. Er hebt hervor, dass die Betreuung während der Einsätze klar geregelt sei. Es gebe Zielsetzungen, die vereinbart, und Zwischengespräche, die geführt werden. «Die Leute werden nicht bloss vermittelt, um sie dann allein machen zu lassen.» Stattdessen suchten Coaches immer wieder das Gespräch, erfassten, was möglich sei, und passten allenfalls Dinge an. Auch Arbeitgebende profitierten laut Ehrsam von der Vermittlung durch das SAH Zentralschweiz. Die Leute kommen und erbrächten schliesslich eine Leistung. «Setzt man den Leistungs- und Betreuungsaufwand einander gegenüber, ist gerade Ersterer im Falle Geisselers viel höher gewesen. Hinzu kommt, dass z.B. gewisse Sozialversicherungen durch das IV-Taggeld abgedeckt werden und die Unfallversicherung über das SAH Zentralschweiz laufen», erklärt Remo Ehrsam.

Gerne würden sie die Leute aus den Arbeitseinsätzen längerfristig behalten, bloss fehlt dazu das notwendige Budget. Umso schöner ist es, dass das Kantonsspital Obwalden Heinz Geisseler diese Chance bieten konnte. Heinz Geisseler betont ausdrücklich, er habe Glück gehabt. Längst nicht alle fänden nach so einem Arbeitseinsatz eine Stelle in so einem grossartigen Betrieb. «Es ist schön hier. Trotzdem freue ich mich natürlich, wenn ich nach verrichteter Arbeit in den Zug steigen und nach Hause fahren kann», sagt Heinz Geisseler mit einem Schmunzeln.

 

Mehr über das SAH Arbeitstraining erfahren Sie hier.