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Einblick ins Restaurant Libelle

Wo die unterschiedlichsten Menschen zusammenarbeiten und Gäste verwöhnen

Seit bald zehn Jahren ist das Restaurant Libelle die Quartierbeiz im Luzerner Maihofquartier. Dass hier auch Arbeitsintegration stattfindet, wissen längst nicht alle Gäste. Das ist auch gut so, finden die Geschäftsführerin Manuela Bernasconi und ihr langjähriger Servicefachmitarbeiter Wondante Haile.

Manuela, wenn du jemandem erzählst, wo du  arbeitest, wie würdest du die Libelle beschreiben?
Die Libelle ist eine kreative Quartierbeiz mit vielen Stammgästen und zugleich ein soziales Unternehmen mit einem breiten Arbeitsintegrationsangebot. Unser Fachpersonal und unsere Programmteilnehmenden arbeiten Hand in Hand und verwöhnen unsere Gäste gemeinsam.

Wondante, du arbeitest seit bald fünf Jahren als Fachmitarbeiter in der Libelle. Wie hast du den Wechsel von einem regulären Gastronomiebetrieb in die Libelle erlebt? 
Die Gäste sind hier ganz anders: viel gemütlicher und auch freundlicher (lacht). Bei der Arbeit tragen wir Fachkräfte sowohl die Verantwortung für unsere Gäste als auch für unsere Kolleginnen und Kollegen des Integrationsprogramms. Wir gehen auf deren sehr unterschiedliche Fähigkeiten ein und begleiten und unterstützen sie.

Was genau beinhaltet das Arbeitsintegrationsprogramm?
Manuela: Das Programm dauert in der Regel sechs bis zwölf Monate. Es besteht aus einem praktischen und einem theoretischen Teil. Im praktischen Teil schulen wir die Programmteilnehmenden  direkt bei der Arbeit im Service oder in der Küche. An einem Tag pro Woche vermitteln wir ihnen  theoretisches Wissen rund um die Grundlagen der Gastronomie, unterrichten sie in Deutsch und  unterstützen sie im Bewerbungsprozess. Ziel ist es, die Teilnehmenden auf eine Anstellung im regulären Arbeitsmarkt vorzubereiten. Findet eine Person eine Anstellung während des Programms, kann sie diese sofort antreten und die Libelle verlassen. Das ist sehr wichtig für die Teilnehmenden, bringt unsere Arbeitspläne aber immer wieder durcheinander.

Wie reagieren die Gäste auf die Programmteilnehmenden?
Wondante: Sehr gut und falls nötig auch mit Geduld. Trotzdem ist es uns wichtig, dass die  berufliche Integration für unsere Gäste stets im  Hintergrund steht. Unser Hauptaugenmerk liegt auf einem reibungslosen und qualitativ hochwertigen Gästeservice. Schliesslich wollen wir unsere Gäste mit der erbrachten Dienstleistung davon überzeugen, wieder zu kommen. Die Unterstützung unseres sozialen Engagements soll nicht der einzige  Motivator dafür sein. 
Manuela: Wir positionieren unseren Betrieb nahe am regulären Arbeitsmarkt. Die Teilnehmenden wissen das und wir lassen sie so selbstständig wie möglich arbeiten.

Wie gross ist die Nachfrage nach Einsatzplätzen und wie kommen die Teilnehmenden zu euch?
Manuela: Die Nachfrage ist derzeit rückläufig. Dies hängt auch mit dem Fachkräftemangel zusammen. War es vor einigen Jahren noch schwierig, ohne Berufserfahrung eine Anstellung in der Gastronomie zu finden, stehen die Chancen heute viel  besser. Andererseits haben die Menschen, die heute bei uns im Programm sind, oft sehr komplexe gesundheitliche und persönliche Probleme. Entsprechend wichtig sind die Beratung,  Betreuung und Schulung im Hintergrund. Zurzeit haben wir neun  Programmteilnehmende, die alle über das RAV, die IV oder ein Sozialamt zu uns gekommen sind.

Was gefällt euch beiden besonders an eurer Arbeit in der Libelle?
Wondante: Die Zusammenarbeit mit den Programmteilnehmenden ist für mich eine wunderbare Ergänzung zur Servicearbeit. Gemeinsam Perspektiven schaffen und ein Ziel zu erreichen, erfüllt mich mit grosser Freude. Und ich schätze unser Team sehr. Wir sind wie eine Familie und arbeiten sehr gut zusammen. Wenn in der Küche zwei Hände fehlen, hilft jemand aus dem Service aus und umgekehrt.
Manuela: Mir gefällt die Sinnhaftigkeit. Über 450 Menschen haben wir in den vergangenen neun Jahren in der Libelle ausgebildet und begleitet.  Davon haben rund 50 Prozent nach dem Programm eine Arbeitsstelle im regulären Arbeitsmarkt gefunden. Diesen Menschen heute zu begegnen und zu erfahren, dass die Libelle für sie ein Sprungbrett in den regulären Arbeitsmarkt und die finanzielle Unabhängigkeit war, erfüllt mich mit Stolz und  Demut.

Was ist das Erfolgsrezept der Libelle?
Manuela: Neben dem Gesamtkonzept ist es sicher das tolle Miteinander im Team der Fachkräfte. Viele arbeiten seit mehreren Jahren in der Libelle.

Und was macht es aus, dass die Fachmitarbeitenden die Arbeit in der Libelle so schätzen?
Wondante: Neben den guten Arbeitsbedingun-gen schätzen wir ganz besonders die Möglichkeit, uns ständig weiterzubilden. Seit ich in der Libelle  arbeite, habe ich verschieden Kurse besucht: vom Weinseminar über den Einstiegskurs Arbeitsagogik bis hin zum Bereichsleiter Restauration.  Letzteren schliesse ich in wenigen Wochen ab. Dass wir Mitarbeitende uns weiterbilden, ist zugleich ein positives Signal für unsere Programmteilnehmenden. Sie erleben, dass  kontinuierliches Lernen wichtig ist für die persönliche Entwicklung und die Zufriedenheit eines Menschen.
Manuela: Dabei ist Wondante für viele ein Vorbild. Wie manche unserer Programmteilnehmenden war auch er mit einer neuen Sprache und Kultur konfrontiert. Zielstrebig und mit hoher Eigenverantwortung hat er sich dann über eine Lehre und verschiedene Weiterbildungen hier ein Leben aufgebaut und sich integriert. Das beeindruckt!