Die LernLounge Luzern feiert ihr zweijähriges Bestehen. Das offene Lernangebot richtet sich an Erwachsene, die unkompliziert und kostenlos Unterstützung beim Lernen suchen.
Ohne Anmeldung können Besucherinnen und Besucher vorbeikommen – ob für Sprachübungen, beim Verstehen von Unterlagen oder beim Umgang mit dem Computer. In den letzten zwei Jahren hat sich die LernLounge zu einem Ort entwickelt, an dem Bildung auf Augenhöhe und ohne Hürden möglich wird. Einer, der von Anfang an massgeblich an der Entstehung und Weiterentwicklung beteiligt war, ist Silvan Glanzmann, Mitglied der Geschäftsleitung des SAH Zentralschweiz. Mit ihm haben wir über prägende Momente, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven gesprochen.
- Ordne kurz ein, wer du bist, was du beim SAH Zentralschweiz machst und was das mit der LernLounge zu tun hat.
Ich leite den Bereich Bildung & Qualifizierung beim SAH Zentralschweiz und bin zusammen mit Sara Meier von der Caritas Zentralschweiz Projektleiter des Angebots LernLounge. Dieses führen wir in Kooperation durch.
- Welche Bilder oder Erinnerungen kommen dir in den Sinn, wenn du an die Anfangszeit der LernLounge zurückdenkst?
Ich denke zum Beispiel daran, wie der Lern-Raum entstand: vom Durchbruch der Wand, um den Raum zu vergrössern, bis zur Möblierung und Einrichtung und wie so nach und nach ein gemütlicher, hübscher Ort mit einer tollen Atmosphäre entstanden ist. Es war besonders grossartig zu sehen, wie immer mehr Menschen diesen besucht und mit ihren Fragen, Anliegen, aber auch ihrem Lachen und ganz generell mit Leben gefüllt haben.
- Gab es einen Moment, in dem du dachtest: Ja, genau darum lohnt sich dieses Angebot?
Solche Momente gibt es immer wieder. Mein Büro ist direkt neben der LernLounge, weshalb ich viel vom täglichen Betrieb mitbekomme. Wenn zum Beispiel ein Kind den Gang entlang ins Spielzimmer rennt, um dort zu zeichnen, während die Eltern Unterstützung beim Schreiben eines Briefes bekommen, merke ich direkt, warum sich das Angebot in dieser niederschwelligen Form lohnt.
- Welche Herausforderungen haben euch in den letzten zwei Jahren am meisten beschäftigt – und wie seid ihr damit umgegangen?
Die Bekanntmachung des Angebots am Standort Sursee oder die unregelmässigen LernLounge-Mobil-Einsätze in den Gemeinden waren und sind eine Herausforderung. Wir sind aber einfach drangeblieben und haben alle Register der Kommunikation gezogen: von Social Media, über Mailings bis zu Inseraten im WochePass. Mittlerweile kann sich auch die LernLounge Sursee über eine gute und stetig steigende Zahl von Besucher*innen freuen.
- Wie erlebst du die Zusammenarbeit mit der Caritas Zentralschweiz in diesem gemeinsamen Projekt? Und mit dem Kanton?
Die Zusammenarbeit mit beiden war von Anfang an hervorragend und aus meiner Sicht ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Projekts. Durch den engen Austausch auf Augenhöhe mit dem Kanton konnten wir das Konzept unkompliziert an die Gegebenheiten anpassen und es fortlaufend weiterentwickeln. Durch die Zusammenarbeit mit der Caritas können wir nicht nur auf die sehr grossen Netzwerke unserer beiden Organisationen zurückgreifen, sondern werden durch den organisationsübergreifenden Austausch auch immer wieder in Bezug auf verschiedene Themen in unserem Arbeitsalltag beim SAH inspiriert.
- Gibt es eine Anekdote oder Begegnung mit Teilnehmenden, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Eine Besucherin hat mir strahlend und stolz erzählt, dass sie nur noch zum Korrekturlesen in die LernLounge kommt. Ursprünglich besuchte sie die Lernlounge, um sich den ganzen Motivationsbrief von jemandem schreiben zu lassen. Vor Ort wurde sie aber ermutigt, es selbst zu versuchen. Mit der Unterstützung von ChatGPT, konnte sie das tatsächlich selbstständig. Dabei hat sie nicht nur Skills im Schreiben und im Umgang mit digitalen Tools erworben, sondern auch Mut und Selbstbewusstsein getankt.
7. Warum ist ein Ort bzw. ein Angebot wie die LernLounge wichtig für unsere Gesellschaft als Ganzes?
Eine demokratische Gesellschaft ist auf Partizipation und selbstständig agierende Menschen angewiesen. Mit dem niederschwelligen Zugang für möglichst viele Menschen und dem starken Fokus auf Befähigung und Selbstwirksamkeit leisten wir mit der LernLounge einen Beitrag dazu. Zudem können durch Bildung auch gesamtgesellschaftliche Kosten gespart werden, wenn Menschen etwa befähigt werden, ihr Leben und ihren Alltag besser und selbstständiger zu meistern.
Das Angebot hilft aber auch, einen Überblick über die vielfältigen Angebote in den Bereichen Bildung oder Integration zu geben und die Menschen an die richtigen Angebote zu vermitteln. So steigern wir auch insgesamt die Wirkung anderer Bildungs- und Integrationsprogramme.
- Wo siehst du die LernLounge in weiteren zwei Jahren – was sind deine Hoffnungen oder Visionen?
Ich wünsche mir, dass sich die LernLounge auch zukünftig weiterentwickelt und den Begebenheiten anpasst. Zudem hoffe ich, dass wir Menschen, die Mühe mit Grundkompetenzen (Lesen, Schreiben, Mathematik und digitale Skills) haben – und sich dafür vielleicht schämen und Strategien entwickelt haben, um diese Defizite zu verstecken – noch besser erreichen und diese Ängste und Hemmungen abbauen können. Nicht zuletzt hoffe ich, dass die Politik – trotz Spardruck und Entlastungspaketen – die Wichtigkeit und den Wert solcher Angebote erkennt und sie auch in Zukunft ermöglicht.
- Wenn du die LernLounge in einem Satz einer Person beschreiben müsstest, die sie nicht kennt – was würdest du sagen?
Die LernLounge ist ein Ort, an dem du mit deinen Fragen und Problemen willkommen bist und wo dir Wege aufgezeigt werden, wie du diese selbst lösen kannst.
Hier erfahren sie mehr über die LernLounge:

LernLounge
Wir helfen Ihnen beim Ausfüllen von Formularen, dem Schreiben von Briefen und beim Bewerben, zudem beantworten wir Ihre Fragen zur Benutzung von Computer und Smartphone