Anna Haupt von SAH Zentralschweiz und Christian Iten vom Landgut Unterlöchli geben anhand einer Erfolgsgeschichte Einblick in das neue Angebot «SAH Stellenvermittlung ZENSO».

Der Arbeitsmarkt durchlebt turbulente Zeiten. Im ZENSO der Region Sursee und Hochdorf mit seinen 27 Verbandsgemeinden rückte deshalb in jüngster Vergangenheit ein Thema in den Fokus: Die Zuständigkeit für geflüchtete Personen geht nach zehnjährigem Aufenthalt von der Dienststelle für Asyl und Flüchtlingswesen (DAF) an die Gemeinden über. Dies stellt eine Herausforderung für die lokalen Behörden dar, da diese es fortan mit Menschen zu tun haben, die zum Teil über viele Jahre arbeitslos waren und manchmal sprachliche oder körperliche Einschränkungen aufweisen. Den Behörden fehlt es an spezifischen Ressourcen in der Arbeitsvermittlung. Darüber hinaus belasten entsprechende Fälle das Sozialhilfebudget. Das ZENSO erkannte den Handlungsbedarf und entschied sich für eine Zusammenarbeit mit dem SAH Zentralschweiz – der Fachorganisation im Bereich Arbeitsintegration. Gemeinsam wurde ein Programm entwickelt, das sich speziell an diese Zielgruppe richtet und sie beim (Wieder-)Einstieg in die Arbeitswelt zu unterstützt. «SAH Stellenvermittlung ZENSO» heisst das Angebot, das im September 2023 startete. Eine Öffnung für weitere Zielgruppen wie Langzeitarbeitslose ist bereits geplant.

Anna Haupt ist seit vielen Jahren als Jobcoach beim SAH aktiv und jetzt auch für das neuen Angebot im Einsatz. Sie hat bereits erste Erfahrungen damit gesammelt und gibt Einblick in den Ablauf:
Zu Beginn melden die Sozialarbeiter*innen des ZENSO potenzielle Klientinnen und Klienten für ein Abklärungsgespräch beim SAH an. In diesem kurzen Gespräch klärt der Jobcoach ab, ob eine allfällige Vermittlung Sinn ergibt. Ist dies der Fall, holen die ZENSO-Zuweisenden eine Kostengutsprache für das 4-monatige Stellenvermittlungsprogramm bei der zuständigen Gemeinde ein. Nach der Bewilligung beginnt das eigentliche Angebot.

Es erfolgt eine intensive und zielgerichtete Unterstützung bei der Arbeitssuche, in der darauffolgenden Rekrutierungsphase und während der Probezeit. Die SAH-Coaches erarbeiten gemeinsam mit den Teilnehmer*innen ein fachgerechtes Bewerbungsdossier, helfen ihnen bei der Kontaktaufnahme mit möglichen Arbeitgebenden und vermitteln Schnupperwochen, Praktika oder Arbeitsstellen aller Art. Haupt hebt die Wichtigkeit der persönlichen und ressourcenorientieren Beratung hervor. Sie gebe Aufschluss darüber, welche Fähigkeiten die Menschen mitbringen, wofür sie sich interessieren und wie realistisch ihre Vorstellungen von einem Beruf sind.

«Ich schätze am SAH Zentralschweiz die persönliche und unkomplizierte Zusammenarbeit»

Christian Iten Bereichsleiter Verpflegung im Landgut Unterlöchli

Die Tücken, aber auch die Erfolge während diesem Prozess erläutert Frau Haupt stolz am Beispiel von Herrn P.: Der 59-Jährige stammt aus Sri Lanka und lebt seit bald 20 Jahren in der Schweiz. Während mehr als zehn Jahren war er im Rahmen eines Arbeitsprogramms im zweiten Arbeitsmarkt tätig, «stagnierte» allerdings. Seine sprachlichen Fähigkeiten schienen sich beispielsweise kaum verbessert zu haben. Zum Abklärungsgespräch beim SAH erschien er deshalb mit seiner Ehefrau, die übersetzen konnte. Frau Haupt merkte aber schnell, dass Herr K. ein «sehr freundlicher, bemühter und positiver Mensch» war, der eine ordentliche Arbeitsmotivation signalisierte. Tatsächlich trug die gemeinsame Suche nach neuen Perspektiven bald Früchte: Im Landgut Unterlöchli, einem Alters- und Pflegeheim in Luzern, war eine Praktikumsstelle in der Küche ausgeschrieben. Nach der Bewerbung begleitete sie ihren Teilnehmer wie üblich ans Vorstellungsgespräch und erlebte dort, wie die Kommunikation «mit Händen und Füssen» erfolgte. Beim anschliessenden Probearbeitstag hinterliess Herr P. einen positiven Eindruck, so dass daraus tatsächlich ein befristeter Praktikumsvertrag über mehrere Monate hervorging. Seither verfolgt Anna Haupt mit Interesse die Entwicklung des Teilnehmers und unterstützt darüber hinaus den Arbeitgeber in administrativen Belangen.

Christian Iten ist Bereichsleiter Verpflegung im Landgut Unterlöchli. Als Arbeitgeber unterstützt er mit Engagement die Bemühungen der Personen, im Arbeitsmarkt wieder «Fuss zu fassen». Auf den Fall P. angesprochen, erzählt er mit einem Schmunzeln, wie der Start ins Praktikum durchaus von Sprachbarrieren geprägt war. Es sei kaum möglich gewesen, die Tätigkeiten auf Deutsch zu erklären. Dem konnte er jedoch Abhilfe schaffen, indem er andere Mitarbeitende aus dem gleichen Kulturkreis zum Übersetzen einbezog. So dauerte die begleitete Einarbeitung zwar 13 statt 3 Tage. Aber es habe sich gelohnt. Herr K. sei eine lachender, positiver Mensch, der aus seiner Vergangenheit als Landwirt ein handwerkliches Geschick mitbringe, das anderen fehle. Dadurch sei er vielseitig einsetzbar. Zum Geschirrspülen in der Küche kämen beispielsweise gelegentliches Schneeschaufeln oder sogar das Zerlegen und Ölen von Kugellagern. Läuft es weiterhin so gut und lässt es die personelle Auslastung zu, sei tatsächlich ein permanentes Anstellungsverhältnis in Betracht zu ziehen.

Institutionen wie das Unterlöchli seien ein guter Arbeitsort für solche Stellenvermittlungen, so Iten. Die Strukturen in einem Altersheim seien geregelt. Dies komme den Personen entgegen, die sich nach längerer Absenz vom Arbeitsmarkt wieder integrieren wollten und mit unregelmässigen Arbeitszeiten zum Beispiel Mühe hätten. Für einen Arbeitsplatz in der Gastronomie gebe es hier zudem verhältnismässig wenig Hektik. Die Tätigkeiten übten wenig Druck auf die Teilnehmer*innen aus und sie könnten ihr Arbeitspensum reduziert halten. Im Gegenzug profitiere man als Arbeitgeber vom Stellenvermittlungsprogramm, da die zugewiesenen Personen für eine gute Durchmischung im Team sorgten und neuen Input einbrächten. Zudem würden solche Arbeitseinsätze helfen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Wenn bei ihm Mitarbeitende ausfielen, könne er sich jederzeit beim SAH erkundigen, ob geeignete Leute auf der Suche nach Berufschancen seien.

Generell schätzt Herr Iten die professionelle Kommunikation mit den betreuenden Jobcoaches und betont, dass der Vermittlungsprozess mit hoher Flexibilität und ohne grossen bürokratischen Aufwand abläuft. Er spüre stets, dass bei den Dienstleistungen des SAH der Mensch im Mittelpunkt steht. Dieser positive Eindruck spiegelt sich in der langjährigen Zusammenarbeit des Alters- und Pflegeheims mit dem SAH Zentralschweiz. Ähnliche Angebote des SAH haben in seinem Betrieb bereits zu wertvollen Festanstellungen geführt.

Anna Haupt ergänzt, dass das SAH Zentralschweiz mit seinem breiten Netzwerk an potenziellen Arbeitgebern wie dem Landgut Unterlöchli ideal für entsprechende Stellenvermittlungen sei und einen über viele Jahre breit aufgebauten Erfahrungsschatz im Bereich der Arbeitsintegration verfüge. Mit Angeboten wie diesem, bietet das SAH bedürftigen Menschen eine neue Chance auf dem Arbeitsmarkt.