Jubiläen werden meist erst nach vielen Jahrzehnten gefeiert. An die Anfänge erinnern sich dann nur wenige. Nicht so beim SAH Zentralschweiz nach der ersten Dekade. Mit Stolz blicken wir zurück auf die Erfolgsgeschichte des Restaurants Libelle.

Ein genussreicher Begegnungsort, ein etablierter Betrieb der Arbeitsintegration, ein geschätzter Arbeitsort und ein profitables Restaurant: So lässt sich die «Libelle» im Jahr 2024 umschreiben. Dabei begann alles im Mai 2014, als das SAH Zentralschweiz die «Libelle» als Restaurant mit Arbeitsintegrationsprogramm in der ehemaligen «Macchi»-Garage im Luzerner Maihofquartier eröffnete. Das Ziel: mit einem Qualifizierungs- und Trainingsprogramm erwerbslosen Erwachsenen den Einstieg in den regulären Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

Das Konzept dafür erarbeiteten die Hochschule Luzern und die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Mit dem Wunsch, dieses in eine soziale Institution zu überführen, fanden im Jahr 2011 erste Gespräche mit dem SAH Zentralschweiz statt. Begeistert von der Idee, machte sich das SAH bald schon auf die Suche nach einem geeigneten Standort. Eine nicht ganz einfache Aufgabe, wie sich während der folgenden Monate herausstellte.

Im Frühjahr 2013 war es so weit: Das Projektteam stiess auf das Geschäftshaus an der Maihofstrasse 61, das vom Luzerner Architekten Otto Schärli im Jahr 1929 erbaut worden war. Der perfekte Ort für ein Restaurant samt Arbeitsintegrationsprogramm, davon waren neben dem Quartierverein auch die Eigentümerin GKS Architekten Generalplaner AG überzeugt. Innerhalb weniger Monate und mit der tatkräftigen Unterstützung von GKS wurde der grosszügige Raum samt Galerie aufgefrischt, das Buffet sowie die sanitären Anlagen eingebaut und das Mobiliar für die 120 Innen- und Aussenplätze beschafft.

Funktionierende Arbeitsintegration 

Neun Fachmitarbeitende und acht Programmteilnehmende waren bei der Eröffnung mit am Start. Gemeinsam empfingen sie die grosse Gästeschar und verwöhnten diese fortan mit einem authentischen und qualitativ hochwertigen Gastroangebot aus regionalen Produkten und einem gemütlichen Ambiente. Wo früher Lastwagen repariert wurden, füllten sich nun täglich von früh bis spät die Tische entlang der raumhohen Fensterfront. Man traf sich zum Morgenkaffee und zum Zmittag, zum Znacht und zum gemütlichen Plausch mit Familie und Freunden. Bald waren zusätzliche Fachkräfte im Service und in der Küche gefragt, dabei konnten auch die Programmplätze zu Spitzenzeiten auf insgesamt 25 ausgebaut werden.

Das Konzept der Arbeitsintegration ist das zentrale Element der «Libelle» und funktioniert bis heute. Während des drei- bis zwölf- monatigen Einsatzes schult das Fachteam die Programmteilnehmenden mit einem praktischen und einem theoretischen Trainings- und Qualifizierungsprogramm für ihre Arbeit in der Küche oder im Service. Gleichzeitig werden sie im Bewerbungsprozess unterstützt und erhalten ein auf ihre Defizite abgestimmtes Coaching. Wissen und Kenntnisse, die ihnen bei der Stellensuche nützen und eine neue Perspektive im regulären Arbeitsmarkt eröffnen sollen.

Waren in den ersten Jahren hauptsächlich geflüchtete Menschen mit wenig bis gar keiner Arbeitserfahrung in der Schweiz und geringen Deutschkenntnissen Teilnehmende des Programms, sind es heute mehrheitlich Personen mit Einschränkungen unterschiedlicher Art. Unter Berücksichtigung der individuellen Zielsetzungen, zeitlichen Verfügbarkeiten sowie Arbeits- und Lernfähigkeiten, gestaltet das Fachteam Arbeitseinsätze möglichst nah am ersten Arbeitsmarkt.

Auch aus wirtschaftlicher Sicht ist die «Libelle» eine Erfolgsgeschichte. Waren die drei Pilotjahre noch durch einen Beitrag der Drosos-Stiftung mitfinanziert, ist der Gastrobetrieb seither eigenständig und profitabel.

Wertschätzendes Miteinander

Dass das Miteinander zwischen den Programmteilnehmenden und dem Fachteam funktioniert, belegen die zufriedenen Gäste der «Libelle», erzählt die Geschäftsführerin Manuela Bernasconi. «Viele unserer Fachmitarbeitenden arbeiten seit vielen Jahren hier, manche bereits seit der Eröffnung, andere sind nach einem Abstecher in einen anderen Betrieb wieder zu uns zurückgekehrt. Sie mögen die sinnstiftende Arbeit mit den Programmteilnehmenden genauso wie die Bewirtung unserer Gäste. Sie alle haben eine grosse Loyalität gegenüber dem Betrieb und wir arbeiten stets als Team.» Dabei würden die Fachmitarbeitenden die guten Arbeitsbedingungen sowie die Möglichkeit, Weiterbildungen zu besuchen, ganz besonders schätzen. Zu erleben, dass auch langjährige Mitarbeitende sich weiterbilden, motiviert wiederum die Programmteilnehmenden, an ihrem eigenen Vorankommen zu arbeiten.

Solid und eigenständig in die Zukunft

Auf dem soliden Fundament von zehn Jahren und den knapp 500 Programmteilnehmenden, die seit der Eröffnung das Integrationsprogramm besucht haben, blickt das «Libelle»-Team freudig in die Zukunft. Gemeinsam wollen sie die Erfolgsgeschichte, der viel Mut und Überzeugungsarbeit vorausgegangen sind, weiterschreiben. Bei einer sinnvollen Tätigkeit in einem wertschätzenden und professionellen Umfeld sollen viele weitere Erwerbslose auf eine Anstellung im ersten Arbeitsmarkt vorbereitet werden. An einem Ort, an dem soziales Engagement, gelebte Gastfreundschaft und nachhaltiger Genuss aufeinandertreffen.

Impressionen vom Jubiläumsapéro: